Unter Nahrungsergänzungsmitteln, oder auch Supplements, werden verschiedenste Nährstoffe zusammengefasst, die ergänzend zur Nahrung aufgenommen werden können. Diese sollen den Körper bei der Entwicklung, dem Aufbau und der Aufrechterhaltung der körperlichen und geistigen Funktionen unterstützen und einen etwaigen Mangel an Nährstoffen ausgleichen. Laut Umfragen der Forsa und der Verbraucherzentralen nehmen über ein Drittel der Deutschen regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein. Es ist ein wachsender Markt mit Milliardenumsätzen. Neue Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt zu bringen ist einfach. Auch wenn Nahrungsergänzungsmittel Medikamenten oft sehr ähneln, dienen diese nicht der Verhinderung oder der Behandlung von Erkrankungen bzw. gesundheitlichen Beschwerden. Dieser Zweck ist ausschließlich Arzneimitteln vorbehalten, für die ganz andere Regelungen gelten. Die Grenze hier ist aber manchmal fließend. Auf der einen Seite finden sich Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln oft in Zusammenhang mit bestimmten gesundheitlichen Beschwerden und Erkrankungen, auf der anderen Seite kann ein Mangel oder ein Überangebot an Nährstoffen tatsächlich verschiedene körperliche Beschwerden oder Erkrankungen auslösen. Die Verbraucherzentralen der Länder setzen sich hier bereits seit Jahren für mehr staatliche Regulation und Kontrollen ein, um dem wachsenden Missbrauch in diesem Marktsegment und einer Gefährdung der Verbraucher (z.B. durch falsche Deklarierungen und Überdosierungen von beinhalteten Stoffen) zu begegnen. Aus der klinischen Praxis heraus finde ich es extrem positiv, dass sich die Patienten zunehmend mit einem gesünderen Lebensstil auseinandersetzen. Gerade in den letzten Jahren fragen Patienten zunehmend, ob bei bestimmten Erkrankungen und/oder Beschwerden durch die Ernährung etwas verbessert werden kann. Leider sind Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel oft nur Thema bei den jungen „weitgehend“ gesunden Patienten. Diese investieren zum Teil sehr viel Zeit, Energie und finanzielle Mittel in einen gesunden Lebensstil und setzen sich mit Ernährung und Sport auseinander. Die Patienten, bei denen aber ein erhöhtes Risiko für einen Mangel an Nährstoffen besteht, hierzu gehören z.B. Patienten ab 65, Patienten mit chronischen Erkrankungen oder Patienten die viele Medikamente einnehmen, beschäftigen sich dagegen kaum mit der Problematik.

Was gibt es für Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel können verschieden Nährstoffe (z.B. Vitamine, Spurenelemente) enthalten, die in normalen Lebensmitteln vorkommen. Die Nährstoffe finden sich in Nahrungsergänzungsmitteln meist in konzentrierter Form und hoher Dosierung. Bei den Nährstoffen unterscheidet man im wesentlichen Mikro- und Makronährstoffe. Makronährstoffe führen dem Körper Energie zu. Dazu gehören Kohlenhydrate (Zucker), Proteine (Eiweiße) und Fette. Mikronährstoffe führen dem Körper keine Energie zu. Man unterscheidet Vitamine (z.B. Vitamin A, B, C, D, E und K), Spurenelemente (Eisen, Kupfer, Mangan, Selen, Jod, Zink, Molybdän, Bor, Chrom, Silicium), Mineralstoffe (Calcium, Kalium, Magnesium, Natrium, Schwefel), Zuckerderivate (Glucosamin, Chondroitin, Hyaluron), Omega-3-Fettsäuren (z.B. DHA und EPA), bestimmte Proteine (z.B. Kollagen) und Aminosäuren (z.B. L-Asparginsäure, L- Threonin, L-Serin, L-Glutaminsäure, L-Alanin, L-Valin, L-Isoleucin, L-Leucin, L-Tyrosin, L-Phenylalanin, L-Lysin, L-Prolin, L-Cystein, L-Methionin, L-Tryptophan, L-Arginin, L-Histidin). Als Nahrungsergänzungsmittel sind praktisch alle denkbaren Nährstoffe auf legalen oder illegalen Wegen erhältlich. Darüber hinaus gibt es noch eine wachsende Anzahl pflanzlicher Präparate aus Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide (z.B. Kurkuma, Aronia, Ashwagandha, Mariendistel, Bockshornklee), Verdauungsenzyme (z.B. Protease, Amylase, Lipase) und Hormone bzw. Hormonvorstufen (z.B. DHEA).

Wofür werden Nahrungsergänzungsmittel genutzt?

Es gibt zahlreiche Hersteller und Anbieter deren Präparate bei unzähligen unterschiedlichen Anwendungsgebieten helfen sollen. Hierzu gehört z.B. Müdigkeit, Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Erhalt der Leistungsfähigkeit, Verbesserung des Schlafs, Erhalt der Muskelfunktion, Hilfe bei Konzentrationsstörung, Unterstützung des Nervensystems, Verbesserung der kognitiven Funktion, Erhalt der Psyche, Unterstützung des Verdauungstrakts, Schutz vor antioxidativem Stress, Aufrechterhaltung und Verbesserung der Sehkraft, Erhalt von Knochen, Zähnen, Haut, Schleimhäuten, Haaren und Fingernägeln, Stärkung des Immunsystems, Verbesserung der Abwehrkräfte, Linderung oder Verhinderung von Schmerzen in Gelenken, Knochen und Muskeln sowie Unterstützung verschiedenster körperlicher Stoffwechsel (z.B. Kohlenhydrat-, Fettsäure-, Säure-Basen- Energie-, Eisen- und Homocysteinstoffwechsel). Auch wenn Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen bestimmt sind, werden diese oft in Zusammenhang mit Erkrankungen genannt. Hier finden sich unter anderem Rheuma, Diabetes, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Niereninsuffizienz, Schlafstörung, Arthrose, Schlaganfall, Demenz, Blasenentzündungen, Prostatavergrößerungen, Herpes, erektile Dysfunktion bis hin zu verschiedensten Krebsarten wie Lungen-, Darm-, Brust- und Prostatakrebs.

In welcher Form können Nahrungsergänzungsmittel erworben werden?

Nahrungsergänzungsmittel werden, in der Regel, in konzentrierter Form, als Tablette, Kapseln, Pillen, Tropfen, Pulver, als Brausetablette oder als Fruchtgummi angeboten. Abgegrenzt werden müssen hier Injektionslösungen die intravenös oder intramuskulär verabreicht werden. Bei diesen handelt es sich in der Regel um Arzneimittel, die genutzt werden, wenn ein Nährstoffmangel ernährungsmäßig nicht ausgeglichen werden kann.

Wann kann eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein?

Die Aufnahme von Mikro- und Makronährstoffen über die Ernährung ist essenziell für das Wachstum und die Aufrechterhaltung der geistigen und körperlichen Funktionen. Ein Mangel an Nährstoffen kann zu verschiedenen Beschwerden und/oder Erkrankungen führen. Durch eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung erhält der Körper in der Regel alle notwendigen Nährstoffe. Eine Ergänzung der Ernährung mit einem Nahrungsergänzungsmittel kann aber sinnvoll sein, wenn ein Mangel an einem oder mehreren Nährstoffen vorliegt, der über eine Anpassung der Ernährung nicht ausgeglichen werden kann.

Wie entsteht ein Mangel an bestimmten Nährstoffen?

Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen kann entstehen, wenn über die Ernährung nicht ausreichend Nährstoffe aufgenommen werden. Dies kann z.B. der Fall sein bei einer sehr einseitigen Ernährung oder insgesamt verminderter Nahrungsaufnahme. Insbesondere Mangelernährung im Alter, das Bestehen einer Magersucht, die verminderte Nahrungsaufnahme aufgrund von Erkrankungen, z.B. neurologisch-bedingte Schluckstörungen nach Schlaganfall, bei Demenz, bei ALS oder Multipler Sklerose, Erkrankungen der Mundhöhle, des Rachens und der Speisröhre sowie durchgeführte Operationen des Magen-Darm-Trakts können zu verminderter Nahrungsaufnahme und Nährstoffmängel führen. Auch wenn über längere Zeit ein Mehrbedarf an bestimmten Nährstoffen besteht, kann ein Nährstoffmangel entstehen. Dies kann z.B. bei Kinderwunsch, in der Schwangerschaft, in der Stillzeit oder beim Leistungssport der Fall sein. Weitere Möglichkeit in einen Nährstoffmangel zu geraten sind Erkrankungen (z.B. chronische Entzündungen des Magen-Darm-Trakts), Operationen (z.B. des Magen-Darm-Trakts) und/oder Medikamente (z.B. bestimmte Antidiabetika), welche die Aufnahme, den körpereigenen Transport oder die Speicherung bestimmter Nährstoffe beeinträchtigen.

Was ist mit rein vegetarischer und veganer Ernährung?

Eine ausgewogene vegetarische Ernährung, bei der Milch, Eier und Käse verzehrt werden, birgt in der Regel kein erhöhtes Risiko für einen Nährstoffmangel. Bei einer rein veganen Ernährung kann langfristig ein Vitamin B12 entstehen, da dieses sich fast ausschließlich in tierischen Erzeugnissen findet.

Was muss vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln berücksichtigt werden?

Mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung erhält der Körper in der Regel alle notwendigen Nährstoffe. Sollte ein relevanter Nährstoffmangel vorliegen, kann diesem durch eine Ernährungsumstellung oder wenn diese nicht ausreicht durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln entgegengewirkt werden. Ob und in welcher Dosierung die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln notwendig und sinnvoll ist, hängt dabei aber vom individuellen Patienten und zahlreichen Faktoren ab. Zu diesen Faktoren gehören z.B. Ernährung, Geschlecht, Gewicht, Alter, etwaig bestehende Erkrankungen, eingenommene Medikamente, sonstige konsumierte Substanzen (z.B. Alkohol, Tabak, Drogen), besondere Lebensumstände (z.B. Schwangerschaft, Stillzeit oder Leistungssport), Umweltbelastungen sowie berufliche und/oder private Exposition mit chemischen und toxischen Substanzen. Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, sollte daher zunächst beim behandelnden Arzt das Vorliegen eines etwaigen Mangels abgeklärt werden. Ein vermeintlicher Nährstoffmangel kann sich dabei aus dem ärztlichen Gespräch ergeben und/oder mittels einer Blutkontrolle bestätigt oder widerlegt werden. Auch Ernährungsberater und Apotheker mit der Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung können hier weiterhelfen.

Kann man zu viele Nahrungsergänzungsmittel einnehmen?

So wie ein Mangel an bestimmten Nährstoffen bestimmte Beschwerden und Erkrankungen auslösen kann, kann auch ein Überangebot eines Nährstoffs zu Beschwerden und Erkrankungen führen. Auch Veränderungen der Blutwerte, des Urins und des Stuhlgangs sind möglich. Beschwerden können durch die Überdosierung des Nährstoffes selbst, durch seine Wechselwirkung mit anderen Nährstoffen im Körper oder aufgrund von Wechselwirkungen mit eingenommen Medikamenten oder anderen konsumierten Substanzen (z.B. Alkohol, Tabak, Drogen) resultieren. Bei einer Überdosierung sind abhängig vom Nährstoff verschiedenste Beschwerden beschrieben. Hierzu gehören z.B. Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Kopfschmerzen, Verwirrung, Gedächtnisstörung, Sehstörung, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Juckreiz, Blutgerinnungsstörungen, Sensibilitätsstörungen und Herzrhythmusstörungen. Dies führt im klinischen Alltag zunehmend dazu, dass bei bestimmten Beschwerden, die sich sonst aufgrund der Beschreibungen des Patienten nicht erklären lassen, zunehmend auch Ernährung, Diäten oder eingenommene Nahrungsergänzungsmittel erfragt und als Ursache für die Beschwerden in Betracht gezogen werden müssen. Bei der kurzfristigen Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels in der empfohlenen Dosierung, durch einen gesunden Patienten, der sonst keine Medikamente einnimmt, bestehen in der Regel keine gesundheitlichen Bedenken. Sollten Nahrungsergänzungsmittel aber langfristig über Monate und Jahre eingenommen werden, werden verschiedene Nahrungsergänzungsmittel miteinander kombiniert, werden Dosierung eingenommen, die über den empfohlenen Mengen liegen, kann dies verschiedenste Beschwerden auslösen. In einzelnen Extremfällen kann dies auch lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Viel hilft eben nicht immer auch viel. Gerade eine langfristige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die Kombination verschiedener Präparate oder die Einnahme erhöhter Dosierungen sollte stets mit dem behandelnden Arzt, einem Ernährungsberater oder mit einem Apotheker mit der Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung besprochen werden. Während Patienten gegenüber Arzneimitteln teilweise extrem kritisch bewerten, werden Nahrungsergänzungsmittel oft ohne jegliche Bedenken konsumiert. Dies muss umso kritischer gesehen werden, da die Hersteller und Vertreiber von Nahrungsergänzungsmittel nicht über Nebenwirkungen ihrer Präparate oder Wechselwirkungen mit Medikamenten informieren müssen. Sie müssen auch keine Gegenanzeigen aufführen, für welche Patienten eine Einnahme nicht empfohlen wird. Darüber hinaus dürfen, die auf der Verpackung des Nahrungsergänzungsmittel angegebenen Mengenangaben bis zu 50 Prozent von der tatsächlichen Menge im Präparat abweichen.

Sind Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel oder Arzneimittel?

Nahrungsergänzungsmittel sind rechtlich gesehen Lebensmittel und keine Arzneimittel. Arzneimittel müssen, bevor diese verkauft werden dürfen, zahlreiche gesetzliche Vorgaben erfüllen und in der Regel jahrelange Zulassungsverfahren durchlaufen in denen Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit bestätigt werden. Über Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und Patienten, für die das Arzneimittel nicht geeignet ist, muss aufgeklärt werden. Für Nahrungsergänzungsmittel gilt dies nicht. Diese benötigen keinerlei Zulassungsverfahren, sie müssen lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit notifiziert, angemeldet, werden. Für die Wirksamkeit und Sicherheit ist dabei der Hersteller verantwortlich. Nahrungsergänzungsmittel werden nicht gesondert behördlich geprüft oder genehmigt. Der Hersteller bzw. Vertreiber muss aber verschiedene rechtliche Vorgaben (z.B. die der Nahrungsergänzungsmittelverordnung und das Lebens- und Futtermittelgesetzbuch) erfüllen. Für ein höheres Maß an Sicherheit kann er, soweit er dies als notwendig erachtet, eine sogenannte Verkehrsfähigkeitsbescheinigung oder andere Zertifikate über ein unabhängiges Gutachten erhalten. Hierbei analysieren und prüfen unabhängige Sachverständige die stoffliche Zusammensetzung, die Produktbeschreibung, das Etikett und die Werbung des Nahrungsergänzungsmittels. Diese Prüfung ist aber nicht vergleichbar mit den Prüfungen, Voraussetzungen und Zulassungen im Arzneimittelbereich.

Wo kann ich nähere Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln erhalten?

Es gibt verschiedene Behörden (z.B. das Bundesinstitut für Risikobewertung oder die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) und Vereine (z.B. die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Ernährung) die Nährstoffe bewerten, medizinisch-klinische Ergebnisse auswerten und Empfehlungen oder Warnungen aussprechen. Hier gibt es zahlreiche Informationen. Auch die Verbraucherzentralen der Länder und der Verbraucherzentrale Bundesverband bieten zahlreiche Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln.  Mit dem Portal Klartext-Nahrungsergaenzung.de wurde hier auch ein eigenes Online-Informationsportal geschaffen.

Von mehrlich

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